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Kurzinfo UTR Eine Einführung
in die Universale Tatsachen Religion (UTR)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Anmerkungen
Der Erste Teil als PDF
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Der Zweite Teil als PDF
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Das Faustbuch mit Kommentar Eins Wer Faust wirklich war, im Vergleich zu Jesus
Fausts Höllenfahrt, ein Vers-Schauspiel – ein freier Text von Bertram Eljon Holubek, 2019 n.
Goethes »Faust« darf man nicht überinterpretieren. Beliebter und bekannter war lange Zeit das Puppenspiel vom Doktor Faust. Statt – wie Goethe – Faust zu einem Helden umzugestalten, stellte man ihm den Kasper als volksnahen und besseren Helden zur Seite. Dieser Text stellt das alte Puppenspiel neu vor, in einer Fassung die auf den wenigen frühen Zeugnissen über Faust und seinen »Junior« beruht.
Dieses Schauspiel in Versen beruht vor allem auf einer Geschichte aus Fausts frühester Zeit, die den späteren Redakteuren des Faustbuchs nicht gepasst haben wird. Es hatte nämlich der Abt Entenfuß dem Faust ein Labor eingerichtet, für dessen Versuche Gold zu machen. Doch Fausts Aktivitäten beschränkten sich nicht auf die Alchemie. Mit dem Kasper unternahm der sittenlose kleine Mann Reisen, auch Traumreisen. Dabei soll er sogar mal in den Himmel gefahren sein. Der Kosmos erschien ihnen aber als ein Ort der bösen Geister. Dem Kasper glückte es sich von der bösen Macht nicht fangen zu halten.
1. Herr Faust war kein Gelehrter nicht. |
2. Der Kasper war ganz bildungsfern. |
3. Es stellte ihn bei Faust dann ein, |
4. In Fausts Labor da roch es fies. |
5. Den Kasper stimmte dies nicht froh. |
6. Herr Wagner sah sich um im Raum: |
7. Die Küche hier, voll Schmutz und
Ruß, |
8. Für Kasper, einen braven Mann, |
9. Zu Kloster-Kost und Unterkunft, |
10. Herr Faust war da noch jung an Jahren, |
11. Faust war mit heißem Blei zugange. |
12. Froh tönte Faust: »Dann bin ich
reich! |
13. Es stieg der Qualm bis an die Decke, |
14. Sie wollten dann zur Ruh' sich legen. |
15. Im Traum ward Wagner zum Dämonen, |
16. Doch war es ihm als ob ein Spatz, |
17. Nach Parma führte sie der Traum. |
18. Man sah dort reiche Edelleute. |
19. Bald kam es dass der Traum verblasste, |
20. Der Kasper fand ihn trotzdem nett. |
21. »Pardauz!« rief er und wollt'
sich regen. |
22. Bei Fausts Versuchen tat sich nichts. |
23. Faust fing nun zu beschwören an. |
24. Dem Tiegel war das einerlei. |
25. Zum Mittag gab es Hering nur. |
26. Faust kehrte dann im Wirtshaus ein. |
27. Sein Blick fiel auf den Wirtes Kleine. |
28. Anstatt die Zeche zu bezahlen, |
29. Er trank noch Wein, bis über'n
Durst. |
30. Beim Tanz rief Gretel ganz vergnügt: |
31. Sie war nicht schön doch gut
betucht. |
32. Nachts hat er oft an sie gedacht, |
33. Sein Meister hatte sich indessen, |
34. Der Kasper wischte ihm, mit Tüchern, |
35. Verwundert nahm ihm Faust das Tuch, |
36. Das alte Buch war handgeschrieben. |
37. Er hörte wie sein Meister
schnaufte: |
38. Nun musste Kasper Feuer machen, |
39. Perlicke! Folge, Feuergeist! |
40. Das Feuer schien nun frech zu spucken. |
41. Dem Kasper ward es davon bang, |
42. Doch hielt ihn Faust am Ärmel
fest: |
43. Dem Tiegel war das einerlei. |
44. In Wagner war der Neid entfacht. |
45. Zur Vesper hat Herr Faust beschlossen: |
46. Nun sollte Kasper, schon ein Mann, |
47. Es lehrte ihn Abt Entenfuß, |
48. Als wäre es so prophezeit, |
49. Des Kaspers Stolz war fast vernichtet! |
50. Man warnte ihn, zu seinem Glück: |
51. Des Kaspers Träume wurden echter. |
52. Um böse Geister los zu werden, |
53. Wenn dann im Kloster alles schlief, |
54. Im Unterricht blieb Kasper stumm. |
55. »Der Kasper hat 'nen Kopf wie Holz. |
56. Da sagte Faust: »Wir geh'n auf
Reisen. |
57. Doch lud sein Meister ihm noch auf, |
58. Dem Kasper kam vor'm Klostertor, |
59. Faust ließ sich davon kaum
verdrießen. |
60. Im Moor und abseits von den Wegen, |
61. Das Buch gefiel dem Kasper mehr, |
62. Er war ja doch kein tumber Tor! |
63. Viel Grünzeug hob sich Faust ans
Licht. |
64. Im Wald gab's Schweine, Rehe, Hasen. |
65. Bei Nacht im Schutz von hohen Tannen, |
66. Ich will dein Sodomit nicht sein! |
67. Ich schrieb den Pakt mit meinem Blut, |
68. Im Halbschlaf hörte Kasper
Schrate. |
69. Da heulte über ihm ein Kauz! |
70. Früh sprang er auf an diesem
Morgen, |
71. Die kannte er, aus einem Traum! |
72. Die Wassermutter meinte still: |
73. Nun frug sein Meister, tief erstaunt: |
74. »Dann wird sie eine Hexe sein.« |
75. Im Wirtshaus ward der Fund begossen. |
76. Er griff danach zu Kaspers Kräutern, |
77. In seiner Küche dann probierte, |
78. Als ringsum alle Mönche
schliefen, |
79. Er jammerte: »Mir fehlt's an
Hirn!« |
80. Als man den Tiegel ließ erkalten, |
81. Er rief dann: »Kasper du kannst
putzen! |
82. Er hörte dann: »Beug dich den
Geistern, Ernenne sie zu deinen Meistern! |
83. Der Kasper meinte sich zu täuschen. |
84. Am nächsten Morgen, noch voll
Ruß, |
85. Der Abt tat Kasper informieren: |
86. Das was als Christ man glauben sollte, |
87. Von Geistern, Wundern, Lust und Leid, |
88. Statt mit den Mönchen »Gloria«, |
89. Faust war mit ihm nicht zufrieden. |
90. Dies betraf Herrn »Zappelich«, |
91. Georg war mit Faust verwandt, |
92. Mittags saß auf Kaspers Plätzle, |
93. Sollte Kasper Mönchlein werden? |
94. Doch statt dessen kamen gleich; |
95. Der Kasper wurde ausgefragt. |
96. Darf man denn böse Geister zwingen? |
97. »Den hat ein Feuergeist verzehrt.«
– |
98. »Fausts Seele ist zwar in Gefahr. |
99. Der Prior sagte: »Wie ihr wollt! |
100. Der Bischof sprach: »Denkt an die
Massen, von Türken die uns bitter hassen! Uns droht doch eine
Invasion, |
101. Damit der Kaiser dies verwehre, |
102. »Denkt auch all die Kirchen-Bauten.«
Dies ließ Abt Entenfuß verlauten. |
103. Es wurde also schnell entschieden: |
104. Dies wollte aber keiner hören. |
105. Man hat den Faust dann unterrichtet, |
106. Zu Kasper sprach er: »Bleib mal
hier! |
107. »Pardauz!« rief Kasper
aufgebracht. |
108. Es hatte, für die späte
Nacht, |
109. »Wenn Jupiter die Waage hält, |
110. Der Kasper sollte nachts nun wachen, |
111. Du musst dich jetzt zu ihm bekennen. |
112. Die Zeit bis morgens um halb
vier, |
113. Hat ihm dies Gretels Geist gesagt? |
114. »Ein Feuergeist!« Er sprach es
stumm. Die Stimme mahnte: »Sei nicht dumm. |
115. Kurz sah er diese Monden-Schlange. |
116. Der Kasper hauchte: »Geist der
Erden! |
117. Es weckte Faust die Matutin. |
118. »Perdido!« rief der Kasper
laut, |
119. »So lasst uns nach Venedig reisen, |
120. Im Schlafraum war es kalt geworden. |
121. Im Traum geriet, alsbald erneut, |
122. Es trug ihn dann der falsche
Spatz, |
123. Der Georg raunte: »Jetzt nach
oben! |
124. »Sei gewarnt«, sprach da sein
Meister. »Oben wirken viele Geister. |
125. In den Himmel ging die Reise; |
126. »Seht den Kerl der nicht
gehorchte!« |
127. »Paktiere mit der bösen
Macht«, |
128. So drohten ihm die bösen Sterne: |
129. »Nein bitte!« rief der Kasper
noch, |
130. Faust junior war ans Dach geschwebt, |
131. Dem Kasper wurde mächtig bange. |
132. »Das kam nicht nur von deinen
Sünden«, tat später ihm der Abt verkünden, |
133. Kasper, wie vom Geist vertrieben, |
134. »Oh helfe wer mir helfen kann!« |
135. Es half dem Kasper nachher gut, |
136. Es kam ihm dabei rasch zu Ohren: |
137. Die Gretel war nun wenig nett. |
138. Beharrlich tat er um sie werben, |
139. Es sprach zu ihm, am Abend dann, |
140. Ihm zeigte Kasper seinen Sohn: |
141. Nachts kam der Kasper schlecht zur Ruhe. Er
schlief jetzt oft auf einer Truhe. |
142. Die Gretel konnte das schlecht leiden. |
143. Dann kehrte, nun ganz krumm und klein, Herr
Faust noch mal bei Gretel ein. |
144. »Ich bringe euch ein Wunderkraut, |
145. Das Kraut hat Kasper angesteckt. |
146. So schimpfte Kasper heftig los. |
147. Sie wird doch eine Hexe sein.« |
148. »Ein Nichtsnutz ist er und
verlogen. |
149. Faust pries dann seine Mittel an. |
150. Bei jeder Tabaks-Raucherei, |
151. Um alte Schulden einzubringen, |
152. Bald kamen üble Reden auf: |
153. Und plötzlich blieb ihr Wirtshaus
leer! |
154. Sie hörten Kraniche laut rufen, |
155. Es schrieb damals in Wittenberg, |
156. Dort wollte man ihn reformieren. |
157. Der Kasper sang vor allem laut, |
158. Es fiel dann einem Schutzmann ein: |
159. So wurde Kasper Polizist, |
160. Man pflegte Kasper zu berichten, |
161. Es kam der Tag an dem er hörte, |
162. Es hieß es hätten ihn
zerrissen, |
163. Von dem was ich von Faust erfahr, |
164. Hört ihr Leute, lasst euch
sagen, |
165. Kasper wusste zu berichten, |
166. Den Georg hat Faust adoptiert. |
167. Im Süden galt der nicht als doof. |
168. Gottes Heilsplan wird gestört, |
Bei der Interpretation des Fauststoffs taucht vor allem die wichtige Frage auf, wie es sich mit der Höllenfahrt verhält. Hierzu hört man oft die klassische römische Ansicht, dass die Hölle ein Ort in der Unterwelt sei. Doch gerade der Fauststoff gibt immer wieder Anlass dazu, diese alte römische Lehre in Zweifel zu ziehen. Wenn man die Hölle als den Ort der grausamen Teufel und Dämonen verstehen will, dann ist damit der äußere Kosmos gemeint. Darauf weisen dichterische Zeugnisse immer wieder hin. Hier sind drei davon:
»Ich hab einen gekannt, mit dem Namen Faustus... Der wollte einstmals zu Venedig ein Schauspiel anrichten, und sagte er wollte hinauf in den Himmel fliegen. Alsbald führte ihn der Teufel hinweg, und hat ihn dermaßen zermartert und zerstoßen dass er wieder auf die Erden kam und wie tot da lag. Doch er ist das mal nicht gestorben...«
Der Bayer Manlius erzählte kurz eine der vielen Faust-Legenden. Dieser fantastische Stoff wird auf einen Traum zurückgehen, den Faust gehabt hatte. Doch ist es sehr bedeutsam dass hier der Himmel nicht als Ort der guten Mächte dargestellt wird, sondern als Stätte der Macht des Unheils und Leides. Das hat Manlius kaum im Sinn gehabt, es ergab sich aber aus dieser Faust-Anekdote.
»Es steht geschrieben im Evangelium des Heiligen Mark Silbers: In jenen Tagen sprach der Papst zu den Seinen in Rom: "Wenn des Menschen Sohn kommen wird an den Sitz unserer Herrlichkeit, so soll der Pförtner also zu ihm sprechen: Freund, was bist du hergekommen? Hält er aber an mit klopfen und gibt euch nichts, dann werfet ihn hinaus in die äußere Finsternis. Da wird sein: heulen und Zähne klappern"...«
Dies ist einer der seltenen kirchenkritischen Texte aus dem Mittelalter, in einer alten Übersetzung aus dem Lateinischen von Paul von Winterfeld. Verspottet werden hier der Reichtum und die Geldgier der Kurie in Rom. Doch ist es wichtig dass dieser Text von der »äußeren Finsternis« spricht, als einem unguten bösen Ort. Gerade die klügeren deutschen Dichter, welche sich gegen die Macht und die Missstände in der römischen Kirche wendeten, erkannten auch intuitiv dass die christlichen Lehren vielfach unrichtig sind. Die Abwendung von der Kirche Roms war die Folge.
»Von fern hört man die Glocke Mitternacht schlagen. Da wankt Faust auf die Bühne; er versucht zu beten, aber nur Heulen und Zähneklappern tönt aus seinem Halse. Von oben ruft eine Donnerstimme: "Fauste, Fauste, in aeternam damnatus es!" Eben fuhren im Feuerregen drei schwarzhaarige Teufel herab um sich des Armen zu bemächtigen...«
Diese kurze Erzählung über das Puppenspiel von Fausts angeblicher Höllenfahrt findet sich in dem Jugendroman »Pole Poppenspäler« des berühmten deutschen Autors Theodor Fontane. Der schildert im Grunde nur kurze Auszüge aus dem Puppenspiel. Doch fällt auch bei ihm auf dass die obere Welt über der Erde keineswegs als Himmel im christlichen Sinne erscheint. Sondern von da oben wirkt Grausamkeit und Verdammung auf unsere Erde ein. Diese manifestiert sich als eine Mehrheit von Teufeln, die von oben herab den Faust scheinbar in die Hölle holen. Auch hier ist also der Himmel ein Ort vor dem man sich eigentlich hüten sollte, ein Ort höllischer Mächte.
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